Kurt Zein

Foto: Markus Hechenberger https://www.markushechenberger.net/

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Einen Meister nur für einen Tag, ja sogar nur für einen Moment zu treffen, kann dein ganzes Leben verändern. Ich war mit einem solchen Tag mit Kurt Zein gesegnet.

Ich war auf dem Weg von Tittmoning nach Wien, als mein Künstlerkollege und Freund Anatoli Tschaikowski mir einen Zettel mit einer Adresse gab, Anatoli sagte zu mir, ich solle Kurt Zein besuchen. Anatoli hatte 1991 seine riesige Plankenhorn-Radier-/Druckpresse an Kurt verkauft.

An jenem legendären Tag, dem 15. November 2007, ging ich die Albrechtsbergerstraße in Wien entlang, um Kurt Zein zu suchen. Es war dunkel und als ich bei Nr. 15/1 ankam, war an dieser Adresse kein Lebenszeichen zu sehen. In der Passage sah ich dann ein Schild mit Kurts Namen darauf und ging hinein und die Treppe hinauf. Sobald ich zur Tür hereinkam, fühlte ich mich, als hätte ich das Druckatelier von William Morris in den 1890er Jahren betreten.

Als ich um die Ecke bog und in das Atelier blickte, schrie Kurt mich an: "Was machst du hier? Raus hier!"

Ich entschuldigte mich sofort und rief zurück, dass ich gehe und ein anderes Mal nach Vereinbarung wiederkommen würde. Dann zog Kurt seine langen Gummihandschuhe aus, warf sie auf die dreieinhalb Tonnen schwere Radierpresse und sagte: "Scheiß drauf, magst a Bier".

Dieser späte Nachmittag bis in den Abend hinein mit Kurt Zein ist genug Material für mich, um ein Buch über die Legende eines Genies zu schreiben.

An der Wand hingen Drucke für Jonathan Meese, von dem Kurt mir erzählte, dass er am Tag vor mir in seinem Atelier war. "Das ist es, was die Kunstwelt braucht", sagte er, "Meese kam gestern für eine halbe Stunde hierher und wusste genau, was ich für ihn tun sollte. Dann ist er gegangen, um zu seinem nächsten Termin zu fliegen.“

Als wir uns weiter über den Radierprozess unterhielten, führte mich Kurt zum Ende seines Ateliers, wo drei Holzplatten standen. Er sagte, Hermann Nitsch sei eines Tages zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, ob er Radierungen auf Holz drucken könne, worauf Kurt sofort sagte, dass er das natürlich könne. Kurt erzählte mir, dass er immer ja gesagt hat, egal was ein Künstler wollte, und wenn der Künstler gegangen ist, hat er sich die Mühe gemacht, alles möglich zu machen.

Gegen sieben Uhr abends, nachdem wir zwei oder drei Bier und eine Flasche Wein zusammen getrunken hatten, sagte Kurt, er gehe zur Eröffnung einer Ausstellung in der Galerie Ernst Hilger und wenn ich mit ihm gehen wolle, käme jetzt ein Taxi. https://www.hilger.at/

Natürlich ging ich mit ihm. Als ich mit ihm in die Galerie ging, dachte ich, es sei, als würde ich mit Mick Jagger irgendwo hingehen, nur Kurt war der Rockstar der Druckwelt.

Ich war mein ganzes Leben lang ein Künstler. In der Schule war ich in allem schwach, zweifellos auch, weil ich meine Mutter verloren habe, als ich 16 war, und meine Schule war akademisch. Meine Kunstlehrer haben das Schulsystem für mich umgedreht, so dass ich es geschafft habe, bis zu meinem 18. Lebensjahr in der Schule zu bleiben, obwohl ich in allen Fächern außer Kunst, Design & Technologie und dem dritten Fach, man musste mindestens drei „Advanced Level“ Fächer Studieren, nämlich Druckgrafik, durchgefallen bin.

Im Alter von 16 bis 18 Jahren lernte ich also alle Drucktechniken, Siebdruck, Lithografie und Radierung, später dann 4 Jahre Kunst Studium, überwiegend Drucktechnik & Malen.

Wie ich am Anfang diese Hommage an Kurt Zein sagte, gibt es bestimmte Mentoren, denen man begegnet, und sei es auch nur für einen Moment, die einen für den Rest des Lebens inspirieren können.

Ich bin Kurt Zein zu Dank verpflichtet für diesen einen Tag, den ich für immer in Erinnerung behalten werde

 

Kurt Zein 1946 – 2022
WENN DU MICH BRAUCHST, WIRST DU MICH FINDEN

Ich für meinen Teil bin sehr dankbar, dass ich ihn gefunden habe ♡

Meeting a master just for a day, a moment even, can change your whole life. I was blessed with such a day with Kurt Zein.

I was on my way to Vienna from Tittmoning when my artist colleague & friend Anatoli Tschaikowski gave me a note with an address on it telling me to visit Kurt Zein, Anatoli had sold his huge Plankenhorn Etching/Printing Press to Kurt back in 1991.

On that legendary day, the 15th of November 2007, I walked along Albrechtsbergerstraße in Vienna in search of Kurt Zein. It was dark and when I arrived at Nr. 15/1 there was no sign of any life at this address. In the passage I then saw a sign with Kurt's name on it and went inside & up the stairs. As soon as I walked in the door, I felt like I had walked into the printing studio of William Morris in the 1890's.

As I turned the corner looking into the studio Kurt shouted at me, "What are you doing here? Get out"

I immediately apologised and shouted back that I would go and come back another time by appointment. Kurt then peeled off his long rubber gloves and threw them onto the three & a half ton etching press and said, "Scheiß drauf, magst a Bier “.

That late afternoon into the evening with Kurt Zein is enough material for me to write a book about the legend of a genius.

On the wall were prints for Jonathan Meese who Kurt told me was in his studio the day before me, "That's what the art world needs", he said, "Meese came here yesterday for half an hour and knew exactly what he wanted me to do for him. Then he left to fly to his next appointment”

As we talked further about the etching process Kurt then took me to the end of his studio where three wooden boards were standing, he said Hermann Nitsch came to him one day and asked Kurt if he could print etchings on wood, Kurt said immediately of course he can. Kurt told me he always said yes, no matter what it was that any artist desired, and when the artist left he broke his balls to make whatever it was possible

Around seven or so in the evening after drinking 2 or 3 beers & a bottle of wine together Kurt said he's going to the opening of an exhibition at the Gallery Ernst Hilger & if I want to go with him there's a taxi coming now. https://www.hilger.at/

Of course, I went with him. Walking into the gallery with him, I remember thinking, was like walking into some place with Mick Jagger, only Kurt was the Rock Star of the printing world.

I have been an artist all my life. In school I was useless at everything, and my school was extremely academic. My Art teachers somehow twisted the school system around for me, so I managed to stay in school till I was 18 despite failing at all subjects other than Art, Design & Technology & the third subject, it was compulsory to study at least three Advanced levels, Printmaking.
So from the age of 16 to 18 I studied all printing techniques, silkscreen, lithography & etching.

As I said in the beginning, there are certain mentors we meet, even if just for a moment, that can ultimately be an inspiration for the rest of our lives.

I am indebted to Kurt Zein for that one day which I will cherish forever

Kurt Zein 1946 – 2022
IF YOU NEED ME YOU WILL FIND ME

I for one am extremely grateful that I did find him ♡